15 März 2007

über die fastenzeit


es ist nun in aller munde, das abnehmen und gesunde ernährung. jedes medium käut es wieder und würgt bei bedarf das zerkleinerte empor, um eventuelle leere seiten zu füllen. (macht sich halt nicht gut in den ehernwerten printmedien, die leeren seiten). man ernähre sich also gefälligst gesund, so der tenor der kassandra rufer, die ja häufig selber wasser predigen und wein …, nun ja, man kennt das. plötzlich sei alles gift, was unsereins so täglich zu sich nimmt, man könne so gar nicht überleben, und wenn schon dann höchstens einige tage. kuren werden in angriff genommen, tagelag nur krautsuppe gegessen, damit der körper entschlacke. meines wissens ist schlacke ein begriff, der aus der eisenverarbeitung kommt. das ist jener nichteisenteil, der sich vom roheisen absetzt. so ähnlich wird sich auch im körper unerwünschte dinge absetzen, nehmen wir einmal an, diese gelte es nun, los zu werden, entzuschlacken sozusagen. die frage nach dem warum des ganzen prozedere stellt sich gar nicht erst; der winter war lang, der gleichnahmige speck nun sehr breit, das frühjahr kurz und im sommer hat man gefälligst mit bikinitaille am strand zu glänzen, und sich genüßlich aalend in der sonne zu räkeln.
nun gilt es, sich anzustrengen und sich sommer- bzw. bikinifit zu stylen (tolles wort nicht?) dazu also die fastenzeit. eine künstlich aufoktroyierte hungerkur, zu dem behufe, ein angenommenes optimalgewicht zu erreichen. man hungert also vor sich hin, leidet dabei wie ein hund, allein schon der duft von essen, läßt die magensäfte gerinnen und das hirn mit säuerlichem aggressions- adrenalin vollaufen. eine üble kombination. kein wunder also, man wird zum unperson abgestempelt und für die dauer der selbst auferlegten qualen in das soziale eck gestellt.
ähnlich ergeht es jenenzeitgenossen, die sich aus einem verwandten grund einer gewissen zeit dem alkoholgenuß entziehen. man erhält ziemlich schnell das prädikat "nicht gesellschaftstauglich" und die ungedulige zeitgenossenschaft erklärt den unglücklichen für die dauer seiner behandlung als miesepeter und partyverderber.
man tue also gut daran, bei dero selbstversuchen die eigenen vier wände tunlichst nicht zu verlassen, anderenfalls sind unliebsame soziale überraschungen unvermeidlich. als trost sei allen gesagt, die soich dem purgatorium fasten unterziehen, alle anderen habe das ganze noch vor sich.
kann fasten eigentlich dick machen? ja, falls man diese frage einen buchhändler stellt. man beoachte mal die meterware fastenbücher in buchhandlungen und bibliotheken. ich habe des öfteren den eindruck die p.t. leserschaft sei felsenfest davon überzeugt, allein vom lesen dieser elaborate würde man beträchtliche pfunde und kios verlieren. stimmt auch. als effiziente kur rege ich an, man solle den abmagerungswilligen mitsamt eiern meterware einschlägiger literatur in eine kabine sperren, (ohne nahrung natürlich) und ihn erst wieder herauslassen, wenn alle bücher ausgelesen sind. spindeldürr und völlig wirr im kopf würden die betreffenden dann der zelle entspringen.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Berlin ist pleite. Wirklich?
Geisteswissenschaften erklären kulturelles Kapital.
www.zugeistreich.de