28 März 2007

über die kommunikation


die ganze welt sei rede. nein zitiere hier nicht shakespeare falsch, dessen geflügeltes wort der welt als bühne man nun wirklich überall findet. vermutlich rotiert er schon seit geraumer zeit im grabe nicht mehr ob mehr oder weniger schändlicher zitate, völlig sinnlos, ihm würde dabei nur heftiger schwindel erfassen.
die ganze welt also sei rede. so behaupten alle experten der gesprochenen, geschriebenen und gedruckten sprache, der kommunikationsforscher. der was eigentlich? ja von was reden wir überhaupt. gute frage. viel wird darüber geschwätzt, viel gedruckt und eigentlich wenig gesag: was sie denn überhaupt sei, die vielgenannte, oft beschworene und vielumworbene kommunikation.
komm-unicare; unico: das eine, common teilen bzw. verteilen, also das eine teilen bzw. verteilen. so könnte die wörtliche übersetzung von kommunikation lauten. das eine einzige verteilen; also einen singulären gedanken, den einer so hat anderen mit-teilen, sie anteil an diesem gedanken haben lassen.
da setzt natürlich einen gedanken, eine nachricht oder sonst etwas wesentliches voraus. man kann dann andere anteil an diesem haben lassen. was aber, wenn genau dieses wesentliche oder einzigartige fehlt. dann kann man nicht von kommunikation sprechen, würde man laut obiger definition gerne einwenden.
weit gefehlt, im gegenteil, genau da beginnt die moderne kommunikation. sprechen obwol man nichts zu sagen hat, gilt als die erlesenste form der unterhaltung. ja ja, die herrschaften aus politik und wirtschaft glänzen in dieser disziplin, wenn interviewer ihnen lästige fragen stellen. sie scheinen eine art avantgardestellung in dieser frage einzunehmen, wie rede ich eine viertel stunde, ohne daß ich auch irgendewas konkretes sage, auf das sich später andere berufen könnten. wahre meister der vernebelungstaktik finden wir hier. sprache dient nicht mehr des austausches, sondern der füllung. es gilt zeit zu überbrücken, sendezeit, zeit der stille. wer still ist, hat nichts zu sagen, der wird nicht gehört.
das heißt eigentlich geht in der welt der kommunikation nicht länger um austausch, wie die ganze zeit gesagt wird (vernebelungstaktik!) sondern um aufmerksamkeit zu erregen. schaut her hier bin ich und ich habe etwas zu sagen. was das ist, sage ich euch nicht, damit die spannung stehts hoch bleibt und außerdem weil ich halt selber auch nicht weiß.
selbiges gilt für talk shows im fernsehen. dabei fällt sowieso auf, daß quasselsendungen immer mehr überhand nehmen. allerorts wird getalkt und gesprochen, aber leider nichts gesagt.
wer nun nichts sagt, weil er möglicherweise wittgensteins rad beherzigt, der existiert in der medialen wirklichkeit nicht. un oh graus, diese wirklichkeit tritt immer mehr an die stelle realen. wir werden uns also gewöhnen müssen, an permanten aufgeregt plappernde aufgedonnerte gestalten die im fernsehen, im internet, im virtuellen realitäten und auf den straßen und gassen der städte nichts, aber auch gar nichts sagen. aber das dafür sehr laut. von wegen mitteilen.

Keine Kommentare: