05 September 2006

über den nationalismus

die meisterschaft, fußballerischer art, ist geschlagen. gesieg hat ..., ach was, das ist doch bekannt. nein, gesiegt hat wieder einmal der nationalismus. diese unsehlige ding, ein anachronististisches überbleibsel aus dem 19. jh., als es eigentlich darum ging, die heilos zersplitterten länder wie deutschland und italien zu einem politischen ganzen zusammen zu führen. als bindeglied erfand man die "nation", ein hilfloses konstrukt, das gleiche sprache (mitnichten, die unterschiedlichen dialekte in den betreffenden ländern führen häufig zu kommunikationsproblemen, gleiche hoch- bzw. kunstsprachemüßte es richtigerweise heißen) und die tatsache, daß man in jenem geographischen raum geboren und aufgewachsen ist, sollte die nation bilden. so, und als guter patriot (von padre, der vater) hat man auch noch gefälligst stolz zu sein auf dieses und auf jenes land. vor allem dann, wenn unterbelichtete fußballer ein turnier gewinnen, oder völlig wahnsinnige skifahrer sich todesmutig über irgendwelche berge werfen.
aha, die mutigen burschen und feschen mädels führen für mich eine art stellverrtreterkrieg und überhäufen das land mit ruhm und ehre. das ausland blickt neidisch auf unsere athleten herab, die stolzgeschwellter brust vor der wehenden nationalflagge stehend, die selbige hymne singen. "fratelli, d'italia..." oder "land der hämmer, land der täler... "(schon erstaunlich welchen stuß die da zusammensingen) und wehe sie singen nicht, dann aber rauscht es im blätterwald, dagegen hat selbst kathrina eine schwache lunge. (aber das war schon mal thema).
aber du mußt doch stolz sein auf das land; ja ich bin mächtig stolz auf den umstand, daß ich hier geboren wurde, ich habe als foetus alles daran gesetzt, genau hier und nirgends anders, das licht der welt, das eine grauenvolle krankenhauslampe war, zu erblicken.
zu wahlkampfzeiten erlebt das thema natürlich eine hochzeit. politiker vieler coleurs werben um die braut nation, man zirzt und ist galant, schwingt fahnen und läßt sich gerne mit den nationalfarben oder bekannten sportlern ablichten. und dann fallen sätze wie: nur die eigenen staatsbürger dürfen die sozialleistungen in anspruch nehmen, unsere ahnen hätten ja schon um deren finanzierung gearbeitet. so gehört im aktuell laufenden wahlkampf in österreich. da ist doch ernsthaft davon die rede: die leistungen, die ja bekannter maßen ein versicherungsanspruch sind, nur denjenigen anzuerkennen, die mitglied des staatsmännischen vereines sind, also die betreffende nationalität besitzen. mit der begründung, schon die vorfahren hätten den grundstock für die finanzierbarkeit gelegt. die ausländer würden sowieso nur herkommen, ein paar monate arbeiten und dann kräftig das sozialnetz ausnutzen. hmmm. schon mal was von europäischer integration gehört, wenn nicht willkommen in europa, liebe nationalisten. wer arbeitet und einen anspruch erwirbt, hat ein recht auf die leistungen, ganz egal welche staatsbürgerswchaft er trägt. schließlich ist der finanzminister und seine kumpanen auch nicht wählerisch. wer hier arbeitet zahlt hier steuern, und zwar aliquot dem einkommen, es gibt keinen ausländerrabatt, soviel ich weiß. (hinweis diesbezüglicher art nehme ich gerne an)
jetzt soll mir nur noch einer sagen, kannst ja ansuchen um die staatsbürgerschaft, wenn du dir sowieso nicht daraus machst. guter rat, ja ja, vor allem wenn du berufllich in den sehr flexiblen zeiten in alle möglichen herrren länder kommst, weil justament deine dienststelle hierher verlegt wurde, keine ahnung wieviel staatsbürgerschaften du dann in deinem leben zusammenbringst. sicher aber fehlt vollkommen, was jene verfechter der nation stets mit nachdruck fordern, die identifikation mir der nationalität. da kannst du froh sein, wenn du die aktuelle nationalität richtig buchstabieren kannst. ich gebe ja zu, das ist eine übertreibung, aber der sachverhalt ist derselbe. man kann wirklich nicht stets die nationalität wechseln, weil man in einem land lebt und arbeitet, und keine ahnung hat, wie lange diese situation von dauer ist.
viel sinnvoller landet der ganze nationale gedanke dorthin, wohin er gehört, auf den komposthaufen der geschichte.