02 Jänner 2006

über das gas

sagt mal, hat hier jemand die heizung abgedreht, es ist plötzlich so kalt geworden. nein, nein, ich meine das nicht allegorisch, wiewohl das raunen über die soziale kälte die runde durch die gazzetten und den politischen parteien macht, meine heizung ist merklich kühler geworden. die ersten, die von diesem ereignis notiz nahmen, waren meine zehen. sie sind seit jeher verläßliche seismographen in allen thermischen belangen. besonders deutlich war das zu den schischulzeiten zu verspüren, in diesen engen, steifen fußverlängerungen an die wiederum seltsame bretter geschnallt waren, ich wage sie nicht als schuhe zu bezeichnen, war mir immer gräßlich kalt. ich schaffte es nie, trotz verzweifelter zehenbewegübungen selbige auch nur ein klein wenig zu erwärmen.
die lösung des heizungsrätsels entnahm ich den nachrichten. die russische gasprom hat zu jahresbeginn die gasliefung an die ukraine gänzlich gestoppt. das gas, meine hauptheizquelle ist also empfindlich gedrosselt geworden. weil sich ehemalige "brüder"-staaten nicht über lieferkonditionen und -preise einigen können. die ukraine unter juschtschenko soll auf einem schlag den fünffachen preis an die staatliche russische grazprom zahlen. jedem politischen und journalistischen beobachter war sofort klar, daß es sich hier um eine politische aktion im deckmantel eine ökonomischen maßnahme handelt. das widerspenstige land ukraine in seine schranken zu verwaisen. so, und dummerweise laufen die meisten gaspipelines, die (west-)europa mit russischem gas versorgen, durch die ukraine. so ist es nur logisch, daß es auch in den westlichen staaten zu liefereinbrüchen führen kann.
also wirklich, da rede nun einer von der freien welt, in der freie marktgesetze herrschen und all die interessen sich einzig und allein an den merkantilen gesetzen halten. mitnichten. die politischen mächte, allen voran die großmächte sind natürlich daran interessiert, das theoretische gleichgewicht zwischen angebot und nachfrage für eigene zwecke entsprechend zu verbiegen bzw. außer kraft zu setzen.
in diesem sinne ist das vorhaben des ex-bundeskanzlers schröder, als manager eines der russischen gasprom nahestehendes konsortium, genau für diese eine pipeline durch die ostsee zu bauen, ein symbolisches bild. die verbrüderung der politik mit der wirtschaft zum schaden der konsumenten. ich sehe ja ein, energie ist teuer und will entsprechend gezahlt werden, immer höhere erschließungs- und förderkosten auf der einen seite, stetig steigende liefer- und sicherungskosten, die aufgrund der erhöhten terroranschläge auf rohstoffliefereinrichtungen gestiegen sind, führen zu höheren preisen, soviel ist mir klar. aber warum dürfen jene mächte, die man meist als "groß"mächte definiert, ganz schamlos mit energie handfeste machtpolitik führen dürfen, ist mmir noch nicht klar. jaja, stimmt schon, mit der sicherung des eigenen energiebedarfs ist der wohlstand im eigenen land verknüpft. ich habe allerdings den eindruck, die machtgelite verwechselt den wohlstand des eigenen landes mit ihrem eigenen wohlstand.