30 Juni 2007

über die zahlen

das wohl typischste merkmal unserer zeit ist die zahl. allüberall tritt sie uns entgegen, ob in breiten lettern als preisauszeichnung von akquisierbaren waren, als einheiten sportlicher höchstleistungen, als grade zur messung der menschlichen intelligenz. es gibt wahrlich nichts, wsa nicht gemessen, berechnet oder evaluiert wird. zahlen, zahlen allüberall zahlen. es hat den anschein, als wären wir im zeitalter des ausgehenden rationalismus zu bekennenden plationikern geworden, jenes griechischen philosophen, der in den zahlen die höchstmöglich abbildung göttlichen seins sah.
wir ranken uns gegenseitig in gazzetten, seinen es nun literaturbestsellerlisten oder die 100 wichtigsten künstler des landes, oder neuerdings, wie oft wird man selbst von der suchmaschine google gefunden. 1.000mal, 10.000mal oder gar 100.000mal. das sind endscheidende aussagen zur eigenen person, ich denke, in zukunft wird im paß nicht bmehr das geburtsdatum sehen, sondern das google suchranking, dann kennt jeder, den diesen paß sieht, um das gesellschaftliche ansehen der betreffenden person.
da findige wissenschafler jetzt auch noch vorgeben, die berechnungsformel für die attraktivsten kurven weiblicher schönheit gefunden zu haben, scheint es lediglich eine frage der zeit zu sein, wann den die ultimative quantitativ erfaßbare meßgröße für kreativität und individualität auf den nteressierten markt geworfen wird. jeder kann dan zuhause, anhand einfacher parameter, seine begabungen errechnen, und mit dem zustande gekommenen ergebnis hausieren gehen. man nehme eine handvoll jobbewerber, füttere einen großcomputer mit einer reihe von eckdaten dieser bewerber, harren einige minuten und schon spuckt die rechenmaschine den namen des geeignesten kandidaten, flankiert von seinen wichtigsten koeffizienten aus. das ganze prozedere arbeitet wunderbar objektiv und nachvollziehbar. mauscheleien und intrigen sind somit endgültig ausgeschlossen und gehören unwiderbringlich der vergangenheit an. blöd halt, wenn sich die meßgrößen selber nicht wirklich in zahlen gießen lassen, da kerativität halt ein zu weit gestecktes feld an eigenschaften ist, dem man mit paßgenauen abgrenzungen wohl kaum beikommen kann. allenfalls näherungs- und schätzgrößen werden dazu verwendet, diese aber dann auf die fünfte kommastelle genau.
in der schule ist es üblich, jeden furz, und sei er noch so stinkend, von den p.t. schülern zu bewerten, sprich diese mit einer ziffernote auszurüsten, und zu schulende den arithmetischen durchschnitt zu errechnen, der aufschluß über den lernerfolg, will heißen versetzung oder zurückweisung geben soll. gegebenenfalls kommen dazu noch abenteuerliche rundungs-koeffizienten ins spiel, die der ganzen sache noch die mathematisch- wissenschaftliche würze verleihen.
hurra, wir können messen und rechnen, hurra wir sind! heureka, wir können mit tabellen kalkulieren, der drucker spuckt bunte diagramme aus, die alles, aber wirklich alles über die betreffende frage ausagen. ob durchschnitsverbrauch an gas in einem haushalt, einkommen oder anzahl der durchschnittlichen seitensprünge. es lebe die zahl.
ich frage mich bloß, warum wir uns nicht gleichen großen recheckigen lcd-bildschirm verpassen lassen, nebst einer zentralrecheneinheit, die solche mathematischen operationen im nu erledigen. ja weg mit der menschlichen hülle, ist doch sowieso derart empfindlich und obendrein sterblich, laß uns zu einer machine umbauen, die rational und objektiv arbeiten, und obendrein derern einzelteile ersetzbar und auswechselbar sind. es lebe, ja hoch lebe die zahl.
dumm halt auch, daß eine vielzahl von nichtberechenbaren dingen dann halt flöten gehen, liebe z.b., intuition, kreativität und sprühende emotionalität. aber erlich geagt, wer braucht das schon.


03 Juni 2007

über die mobilität

heiliges mobil, gib uns unser fahrspaß heute, vergib uns unser zufuß gehen, und möge uns nie das benzin ausgehen. der heiligen kuh, dem automobil, wird wieder einmal gehuldigt. was alles suggeriert dieser blechkasten, freiheit, gesellschaftlichen status, unabhängigkeit, modernität, fortschritt (eigentlich müßte fortschritt umbenannt in fortfahrt werden, wer schreitet denn noch heutzutage). also alles eigenschaften, die als praktisches muß der heutigen zivilisation gelten.
und die schattenseiten, naja diese erscheinen als schlagzeiten in den gazzetten, wenn es ganz schlimm wird. das passiert meistens nach einem verlängerten wochenende, wenn die unfallbilanz wieder einmal gruselig in erinnerung ruft, wie gefährlich das automobil eigentlich sein kann. aber auch hier gilt. passiert nicht mir, nur den anderen. ich frage mich bloß, wer sind diese anderen, von denen man liest, daß sie nicht mehr sind. haben jene sich auch gedacht, nein kann mir nicht passieren, nur den anderen?
oh du angebetete benzinkutsche, wärst du bloß nicht so schwer, ich würd ich auf händen zur nächsten tankstelle tragen und dir mit sanften streicheln deine politur zum glitzern bringen. wie du mich so anstrahlst, mit deinen topmodischen xenon-tageslichtscheinwerfern, ich schmelz dahin, wie das jungfraueis in der derzeitigen sommersonne.
nur blöd halt, daß dein hinterteil einiges zum gletscherschmelzenden sommer beiträgt, aber dieser sound, also diese musik, die da aus den satten röhren dröhnt, wie ein open air in frauenfeld. überlegt betrachtet ist so ein mobil mehr als grenzwertig, da treibt eine maschine, die einem äquivalent einer pferdekutsche mit mehr als 100 rössern entspricht ein gestell an, das über einer tonne wiegt, nur um einen hintern zu bewegen, der selten mehr als ein zehntel davon auf die wage bringt. man stelle sich das mal vor, durch die straßenschluchten der modernen ballungszentren kurven derartige kutschen, mit einem gespann von über hundert rössern und einer gespannlänge von 200 metern. das gäbe staus, die rund um den erdball reichen würden. überall pferdemist, praktisch knietief, stinkend und dampfend wartet dieser vergeblich darauf, weggeschafft zu werden. wohin den auch, woanders siehts auch nicht anders aus.
oh du hochgelobte karosse, sei meiner gnädig, verweigere dich nicht, wenn ich den motor anstarte und uns in bewegung setze. gedenke doch meiner, ich kann mich ohne dich, ohne deinen unerschöpflichen kräfte nicht mal bewegen. soll ich denn zu fuß ins freibad gehen? bei der hitze? da hole ich mir ja einen hitzeschlag, und außerdem viel zu heiße und übel riechende schweißfüße.