20 Juli 2006

über die kopfstösse


hmmm. eigentlich seltsam, mitten in der sommerhitze über kopftösse zu referieren. mit dem kopf können wier humanoiden allerlei dinge verrichten, sinnvolle wie unsinnige. man kann z.b. den kopf zum denken benutzen, andererseits aber auch als schutz, damit es nicht in den hals hinneinregnet, als eine art regenschirm sozusagen. man kann den kopf verlieren, und selbigen wie eine waffe verwenden, dies nennt man dann kopfstoß. geschehen zu berlin, ausgeführt vom französischen nationalspieler zinedine zidane, während des finalspieles gegen italien. marco materazzi hieß sein kontrahent, der ihm wohl seinerseits nicht ganz freundliche worte zuwarf. das bild des kopstossenden fußballspielers ging um die welt. man erging sich über die vorbildwirkung des idoles auf die jugend, man diskutierte des stoß in anbetracht seiner tauglichkeit im lichte der kampfsportarten. hier hatte der spieler, das nur nebenbei ergänzt, gute noten von den professionisten des kampfsportes erhalten. man eräußerte sich über die infamen worte des kontrahenten, die gefinkelte lippenleser des shottland yard der geifernden menge zum besten gaben.
nun hat die fifa, die allmächtigen des fußballes, ihre urteile über die beteiligten gesprochen. zidane, der seine karriere ohnehin nach dem finale für beendet erklärt hatte, wird für drei spiele, sein gegenüber, der provokator - so das urteil - für zwei spiel gesperrt. er wird dies gelassen nehmen, schließlich kehrte dieser mit dem weltmeistertitel in der tasche in seine italienische heimat zurück, und den bekommt man weder bei aldi noch bei mediamarkt. der weltfußballer zidane allerdings sollte und wird sich einige unangenehmen fragen stellen lassen müssen. völlig verständlich, daß der mensch das recht hat, auf provokationen zu reagieren, aber sofort mit roher gewalt? nein, das setzt zeichen. der spieler hat wahrlich seinen kopf verloren, um diesen kurz darauf im brustkorb seines kontrahenten wiederzufinden. gleichzeitig hat er aber den nagel des zeitgeistes mit seinem kopf auf dessen kopf getroffen.
die fanalwirkung der handlung wird vielleicht in absehbarer zeit als solche erkannt werden. vergeltungsschläge auf provokationen gehören zur zeit zum ganz normalen gestus der angegriffenen, wobei diese stets mit unverhältnismäßiger härte geführt werden. die kriege in afganistan und irak sind bis zur ermüdung diskutiert worden. neuerdings (was heißt hier neuerdings, die methode ist so alt wie dei menschheit) greifen nicht nur die vielgescholtenen us-amerikaner zu derartigen mitteln. russland versucht mit dem schlagwort "kampf gegen den terrorismus" sein massives problem mit den tschetschenen in den griff zu bekommen, massive schläge hüben wie drüben sind die folge. israel bombardiert die libanesische hauptstadt beirut, um die hisbollah, ein erklärter militärischer feind israel, zu dezimieren, die türkei versucht mit ähnlicher argumentation ihre dissonanzen mit den kurden zu bekämpfen. allen gehen und gingen provokationen der anderen seite voraus. im falle der us-kriege waren diese der tag 9/11, wobei die verbindung 9/11 zum irak zu ziehen, sich mittlerweile nicht einmal mehr die führungselite im weißen haus traut. im falle rußlands war die provokation die entführung von beslan, im falle israel die entführung eines israelische soldaten durch palästinensische extremisten.
nun will ich nicht übel gegen übel aufrechnen und fragen, welches übel ist das verwerflichere den sei. der unterschied zur angelegenheit zwischen zidane und materazzi, mal abgesehen von der tatsache, daß dort keine menschen zu schaden kamen, ist der: diese hatten eine übergeordente instanz, eigentlich zwei über sich, der unbedingter folge zu leisten war. dem schiedsrichter am platz und der fifa, die heute das urteil verkündet hatte. zidane wurede mittels der roten karte des schiedrichters vom platzgestellt und konnte somit nicht weiter in das prestigeträchtige finalspiel eingreifen, das bekanntlich die französische equipe den auch verlor.
beide instanzen fehlen den beteiligten bei den oben genannten internationalen krisen. zwar existieren theoretisch transnationale schiedgerichte und kontrollorgane, doch versagen diese, weil die beteiligten staaten, sofern sie nur zu den mächtigsten der welt gehören, stets über vetorechte, respektive einspruchsrechte verfügen. damit werden solche organisationen zwangsläufig zahnlos und ohnmächtig, derweil tausende unschuldige zivilisten ihr leben lassen müssen, das zwangsläufig den haß in den betroffenen ländern weiter anfacht.
die erfahrung aus dem fußball hat deutlich folgende erkenntnis zu tage gefördert. der schiedsrichter mag ja fehlbar sein, im laufe des turnieres kam es zu einer reihe von eklatanten fehlpfiffen, er mag käuflich sein, das beweist der fußball-skandal in italien eindrücklich, er kann überfordert sein, aber ohne ihn bricht das chaos aus und die rohheit in das spiel herein. er ist die einzige fiur am platz, die für ordnung und gerechtigkeit steht, wenn auch in beschränkten möglichkeiten.
deshalb kann man nur noch einmal nachdrücklich fordern: mehr kompetenzen und vor allem einfluß den staatengemeinschaften auf kosten der nationalstaaten. sonst reagieren noch mehr staatslenker kopflos und verpassen kopfstöße, die sehr lange kopfschmerz bereiten.