30 März 2007

über das teilen


da es nun einmal mode ist, auf descartes einzudreschen, will ich mich dieser sportart nicht entziehen. überhaupt stellt der zeitgeist fest, (habe beim besten willen noch nicht feststellen können, wer hinter dieser ominösen persona zeitgeist steckt), die aufklärung hätte gefälligst nicht stattfinden sollen, die verwissenschaftlichung es lebens sei etwas zu tiefst beklagenswertes. nun schon klar, technologie und fortschritt bringen naturgemäß nicht nur vorteile mit sich, aber eben auch solche. zahnschmerz ohne technologie, eine schmerzhafte sache, oder nicht? ich denke da an die grausigen schmiedezangen mit denen früher zähne gezogen wurden.
aber zurück zu descartes, was sei also der grund, jenen zu hauen? doch nicht etwas sein legendärer satz. ja genau der, der fehler seines satzes liegt in einem fehlerhaften verb, korrigiert müßte der satz lauten: ich habe, also bin ich. das sein, pfff. was soll das sein, nein, nur das was man besitzt zeigt deutlich an, hier ist jemand, der besitzt, ergo ist er da. oder? das würde dann ungefähr so aussehen, ein mords haufen von mehr oder weniger dingern, so sachen halt wie häuser, autos, jachten, bücher, man ergänze nach belieben; auf diesen haufen eine person wahlweise beiderlei geschlechtes sitzend, bzw. thronend möglichst noch mit irgend einem von den dingelchen in der hand als zepter und hinabdonnernd, siehst du wurm denn nicht all diese sachen, was zweifelst du dann an meiner existenz? ungläubiger, man mag der polternden figur schüchtern entgegenhalten, all die sachen wären auch dann noch da, wenn dieser halt nicht mehr wäre, worauf gebieterisch einhalt geboten wird, man möge doch schweigen, auf solch haarspalterische überlegungen lasse sie sich nun wirklich nicht ein. gut denn, die figur existiere, ich habs verstanden. und je größer der haufen wird, desto deutlich sichtbarer und sicherer ist das so. aha. eigentlich klar oder, da ist ein haufen, der größer wird und alle leute können dies sehen, ja wenn denn da ein haufen ist der größer wird, muß es doch zwangsläufig einen geben, der den haufen größer macht. eigentlich logisch. und dieser jemand, der da den haufen stetig und emsig größer macht der ist logischerweise da, für alle die den haufen sehen ersichtlich.
wenn dieser haufen aber kleiner wird, schwindet dann die existenz, da offensichtlich derjenige fehlt, der den haufen größer macht (siehe oben). das heißt also, jede verkleinerung des haufens ist gleichzeitig eine lebensbedrohliche aktion, da die eigene existenz massiv in frage gestellt wird; für jedermann (jaja schon gut: … und für jederfrau) ersichtlich. die hand die behände schaufelt fehlt, und mit der hand die ganze person, die an dieser hand hängt. damit wird einleuchtend, warum ein konkurs eine derart erschreckendes phantom ist: existenzbedrohend. völlig einleuchtend.
und jetzt kommen irgendwelche prediger und gutmenschen daher und regen an, ja fordern sogar noch, man möge doch seine habe teilen, mit jenen, die nichts haben. ja sind die den geistesgestört. haben diese die grundregeln der existenz den nicht verstanden, muß man sie um diese menschen sorgen machen. damit grabe ich mir ja mein eigenes grab, wenn ich meinen haufen willkürlich verkleinere. das kommt ja dem selbstmord gleich, wenn ich meine eigene existenz in frage stelle und das ist bekanntlich sünde. das heißt, teilen ist sünde.

28 März 2007

über die kommunikation


die ganze welt sei rede. nein zitiere hier nicht shakespeare falsch, dessen geflügeltes wort der welt als bühne man nun wirklich überall findet. vermutlich rotiert er schon seit geraumer zeit im grabe nicht mehr ob mehr oder weniger schändlicher zitate, völlig sinnlos, ihm würde dabei nur heftiger schwindel erfassen.
die ganze welt also sei rede. so behaupten alle experten der gesprochenen, geschriebenen und gedruckten sprache, der kommunikationsforscher. der was eigentlich? ja von was reden wir überhaupt. gute frage. viel wird darüber geschwätzt, viel gedruckt und eigentlich wenig gesag: was sie denn überhaupt sei, die vielgenannte, oft beschworene und vielumworbene kommunikation.
komm-unicare; unico: das eine, common teilen bzw. verteilen, also das eine teilen bzw. verteilen. so könnte die wörtliche übersetzung von kommunikation lauten. das eine einzige verteilen; also einen singulären gedanken, den einer so hat anderen mit-teilen, sie anteil an diesem gedanken haben lassen.
da setzt natürlich einen gedanken, eine nachricht oder sonst etwas wesentliches voraus. man kann dann andere anteil an diesem haben lassen. was aber, wenn genau dieses wesentliche oder einzigartige fehlt. dann kann man nicht von kommunikation sprechen, würde man laut obiger definition gerne einwenden.
weit gefehlt, im gegenteil, genau da beginnt die moderne kommunikation. sprechen obwol man nichts zu sagen hat, gilt als die erlesenste form der unterhaltung. ja ja, die herrschaften aus politik und wirtschaft glänzen in dieser disziplin, wenn interviewer ihnen lästige fragen stellen. sie scheinen eine art avantgardestellung in dieser frage einzunehmen, wie rede ich eine viertel stunde, ohne daß ich auch irgendewas konkretes sage, auf das sich später andere berufen könnten. wahre meister der vernebelungstaktik finden wir hier. sprache dient nicht mehr des austausches, sondern der füllung. es gilt zeit zu überbrücken, sendezeit, zeit der stille. wer still ist, hat nichts zu sagen, der wird nicht gehört.
das heißt eigentlich geht in der welt der kommunikation nicht länger um austausch, wie die ganze zeit gesagt wird (vernebelungstaktik!) sondern um aufmerksamkeit zu erregen. schaut her hier bin ich und ich habe etwas zu sagen. was das ist, sage ich euch nicht, damit die spannung stehts hoch bleibt und außerdem weil ich halt selber auch nicht weiß.
selbiges gilt für talk shows im fernsehen. dabei fällt sowieso auf, daß quasselsendungen immer mehr überhand nehmen. allerorts wird getalkt und gesprochen, aber leider nichts gesagt.
wer nun nichts sagt, weil er möglicherweise wittgensteins rad beherzigt, der existiert in der medialen wirklichkeit nicht. un oh graus, diese wirklichkeit tritt immer mehr an die stelle realen. wir werden uns also gewöhnen müssen, an permanten aufgeregt plappernde aufgedonnerte gestalten die im fernsehen, im internet, im virtuellen realitäten und auf den straßen und gassen der städte nichts, aber auch gar nichts sagen. aber das dafür sehr laut. von wegen mitteilen.

15 März 2007

über die fastenzeit


es ist nun in aller munde, das abnehmen und gesunde ernährung. jedes medium käut es wieder und würgt bei bedarf das zerkleinerte empor, um eventuelle leere seiten zu füllen. (macht sich halt nicht gut in den ehernwerten printmedien, die leeren seiten). man ernähre sich also gefälligst gesund, so der tenor der kassandra rufer, die ja häufig selber wasser predigen und wein …, nun ja, man kennt das. plötzlich sei alles gift, was unsereins so täglich zu sich nimmt, man könne so gar nicht überleben, und wenn schon dann höchstens einige tage. kuren werden in angriff genommen, tagelag nur krautsuppe gegessen, damit der körper entschlacke. meines wissens ist schlacke ein begriff, der aus der eisenverarbeitung kommt. das ist jener nichteisenteil, der sich vom roheisen absetzt. so ähnlich wird sich auch im körper unerwünschte dinge absetzen, nehmen wir einmal an, diese gelte es nun, los zu werden, entzuschlacken sozusagen. die frage nach dem warum des ganzen prozedere stellt sich gar nicht erst; der winter war lang, der gleichnahmige speck nun sehr breit, das frühjahr kurz und im sommer hat man gefälligst mit bikinitaille am strand zu glänzen, und sich genüßlich aalend in der sonne zu räkeln.
nun gilt es, sich anzustrengen und sich sommer- bzw. bikinifit zu stylen (tolles wort nicht?) dazu also die fastenzeit. eine künstlich aufoktroyierte hungerkur, zu dem behufe, ein angenommenes optimalgewicht zu erreichen. man hungert also vor sich hin, leidet dabei wie ein hund, allein schon der duft von essen, läßt die magensäfte gerinnen und das hirn mit säuerlichem aggressions- adrenalin vollaufen. eine üble kombination. kein wunder also, man wird zum unperson abgestempelt und für die dauer der selbst auferlegten qualen in das soziale eck gestellt.
ähnlich ergeht es jenenzeitgenossen, die sich aus einem verwandten grund einer gewissen zeit dem alkoholgenuß entziehen. man erhält ziemlich schnell das prädikat "nicht gesellschaftstauglich" und die ungedulige zeitgenossenschaft erklärt den unglücklichen für die dauer seiner behandlung als miesepeter und partyverderber.
man tue also gut daran, bei dero selbstversuchen die eigenen vier wände tunlichst nicht zu verlassen, anderenfalls sind unliebsame soziale überraschungen unvermeidlich. als trost sei allen gesagt, die soich dem purgatorium fasten unterziehen, alle anderen habe das ganze noch vor sich.
kann fasten eigentlich dick machen? ja, falls man diese frage einen buchhändler stellt. man beoachte mal die meterware fastenbücher in buchhandlungen und bibliotheken. ich habe des öfteren den eindruck die p.t. leserschaft sei felsenfest davon überzeugt, allein vom lesen dieser elaborate würde man beträchtliche pfunde und kios verlieren. stimmt auch. als effiziente kur rege ich an, man solle den abmagerungswilligen mitsamt eiern meterware einschlägiger literatur in eine kabine sperren, (ohne nahrung natürlich) und ihn erst wieder herauslassen, wenn alle bücher ausgelesen sind. spindeldürr und völlig wirr im kopf würden die betreffenden dann der zelle entspringen.

03 März 2007

über den lenz


hurra, hurra, der lenz ist da. moment mal, kann mich nicht daran erinnern, daß mal winter war. auch egal. was bringt der lenz. nun allergiesche hautpartien schlagen aus, die parlamentarier zu und die hungrigen esser nach, jeder nach seiner fassion. der schiehandel meldet übrigens herbe verluste im diesjährigen wintergeschäft, schon raunen stimmen, man sollte doch mehr schiehallen in den städten installieren, damit die jugend nicht das schiefahren verlerne; die kundschaft von morgen ist in gefahr. jaja, ein rückgang der schiewilligen jugendlichen ist zu verzeichnen, kein wunder, bejammert man doch allerorts eine immer stärker werdende schieflage zwischen alt und jung, zu ungunsten der jungen. neuerdings beginnen sich die jungen vor zusammengerottete banden von rüstigen senioren zu fürchten, die den punk der achziger und den techno der neunziger wieder aufleben lassen, und angestammte marktplätze für sich beanspruchen "hej bettnässer, was guckst du so blöd". ich sehe vor mir die bilder der clans von 65 jährigen, die grölend und singend volltrunken die busse und bahnen bevölkern, alle mädchen in greifweite begrabschen und eben, sich einen lenz machen. der lederdress paßt übrigens vorzüglich zu der solariumgegerbten haut, die eigentlich mehr an langgediente seemänner, als an pensionierte beamte erinnert. he und was ist das, da krallt sich doch glatt ein pensionist auf einem skateboard mit seinem gehstock an die fahrende straßenbahn fest, ob das gut geht?
neulich laß ich einem interview der anteil der reiferen frauen, also jener über 50, die sich einen jüngeren lover zulegen nehme stetig zu. als begründung gab die rüstige (hmm darf man in diesem zusammenhang eigentlich von rüstig reden?) dame (hmm auch ein problem) an, di ejüngeren männer genießen eben gernau die gleichen vorteile, die früher jüngere frauen genossen, die einen wesentlich älteren partner hatten, also finanzielle unabhängigkeit bis hin zu wohlstand des partners, welterfahrung (braucht man wenn man eien rese tut), und die plastische chirurgie. ja, ein hoch auf die medizin. die skalpellmesser und collage- und gelsackerl ermöglichen den einzug des zweiten lenzes im leben. botrox (lähmt halt nur ein bisschen das gesicht), lifting und absaugung (nein, nein nciht doch, nicht mit dem staubsauger, das tut ja weh, nein, oh mein gott): die zugangscodes zum leben 2.0, please be welcome, have a seat and a drink.
ach ja, sie erwähnte auch naoch was von, die heutigen jungen männer seien alle von emanzipierten frauen erzogen worden, sie würden es schätzen, wenn ihre partnerin das heft in die hand nimmt. von mir aus gern, meine beschiedene vermutung dazu ist bloß, jeder hat halt gern ein sorgenfreies leben, notfalls auch erkauft. und daß die senioiren von heute finanziell gut situiert sind haben nicht nur die organisatoren von traumschiff erkannt. ein blick in die buchhandel beweist wieder einmal alles. internet für senioren, rollerskate, snowboard, cliffhangen für senioren, sex im alter, pubertät, kinderwunsch, partnertausch und dampfplaudern im alter, alles gibts. rüstig und lästig. i wo. alter nörgler. der spieß hat sich bloß umgedreht. jetzt machen die alten radau und die jungen maluen. die muppet show brauchen neue quälgeister. waldorf und stettler sind leider nicht mehr greifbar, die sind auf einem outdoortrip nebst canjoning, apnoetauchen, freestyle cityjumping und was weiß ich noch.
ich falle in ein wachkoma: mir träumt, mick jagger verkündet seine definitiv! letzte! tour! millionen von schaulustige pilgern in das stadion, das aus allen wänden platzt. die spannung steigt, die lichter erlöschen mit einem schlag, ohrenbetäubend laut erklingt (nein, das ist das falsche wort) donnert die fanfare, erin gejauchze und geklappere setzt ein, da gleißend helles licht taucht die bühne in weiß. jetzt erscheinen knappbemantelte tänzerinnen auf der bühne und ja sie schieben mick auf einem überdimensionierten rollstuhl in die mitte. dahinter tappelt ein älterer herr, offensichtlich ein doktor, der das infusionsgerät, an dem jagger hängt nachschiebt. das gejohle wird immer stärker, es hagelt auf der bühne, das publikum wirft gebisse und große windeln nach vorn. die begeisterung kennt keine grenzen. man trägt keith richards auf einer bahre zur bühne herein, ob er noch lebt, oder schon im jenseits residiert ist leider von meinem standpunkt aus nicht auszumachen, eaber die musik setzt ein, wer oder ws da spielt, keine ahnung. jedenfalls mick singt, oder tut so als ob, und ja richards hebt eine hand, cih mache einen gitarrenhals aus, der unter dem weißen leintuch verschwindet. ein gewaltiges röcheln sezt ein, dort in der ersten reihe fallen die seniorinnen reihenweise in ohnm... oder doch ..., jedenfalls die stimmung ist erheitert und ausgelassen, etwa ein viertel der besucher erreicht am ende die ausgängen...