13 August 2008

über die kommunikation

zu olympischen zeiten ist es üblich, die welt in edelmetalle zu unterteilen, in gold, silber und bronze; eine klare, einsichtige und für alle verständliche hierarchie, das spart erklärungszeit und nerven. ein altes sprichwort handelt ebenfalls von den oben genannten olymischen edelmetallen im zusammenhang mit kommunikation: "reden ist silber, schweigen gold." das sprichwort feiert offensichtlich die nichtkommunikation als olympische tugend. hatten die fernen griechischen götter, die ja bekanntlich auf dem olymp ihre residenz aufgeschlagen hatten, das nichtreden zu ihrer kardinalstugend erhoben. so nach dem motto, haltet die klappe ihr griechen und spendet uns nektar und ambrosia.
zugegebenermaßen gilt das schweigen der untertanen den mächtigen als die angenehmste huldigungsform, naja nicht ganz, lobrufe und huldigungen werden natürlich gerne entgegen genommen, aber im zweifelsfalle lieber nichts hören als kritik. dabei kann eine schweigende masse ganz schön unheimlich sein. wer ist noch nie von einer runde diskutierender menschen aufgestanden, aufgrund eines dringenden bedürfnisses und hat die runde schweigend vorgefunden, als er zurück zu seinem platz steuerte. ein sehr unangenehmes gefühl. schweigen ist in dieser form ein klares signal der ausgrenzung, du gehörst da nicht dazu, da gibt es etwas, was wir mit dir (abgrenzung zwischen der gruppe und dem einzelnen) nicht besprechen wollen. nachdem der mensch per se ein soziales wesen ist, und in seiner entwicklungsgeschichte vital von kontakten abhängig war (ein einzelner mensch hat, fernab von modernen industriestaaten mit ihrem konfort und eben sozialen einrichungen, mühe allein zu überleben) sind wir auf solche zeichen und signale sehr empfindlich. schweigen ist somit keine kommunikationsverweigerung, sondern teilt durchaus etwas mit, die botschaft: ich will oder kann nicht mit dir reden. selbst dieser graduelle unterschied zwischen nichtwollen und nichtkönnen erschließt sich aus den bewußt bzw. unbewußt gesetzten zeichen des oder der schweigenden.
nun ist meinungsäußerung manchmal ausdrücklich erwünscht, vor allem in zeiten von parlamentswahlen. die um stimmen ringenden beo-, alt-, langzeit-, oder immerpolitiker haben ein elementares bedürfnis, eine schriftliche meinungsäußerung zu ihren gunsten in form eines kreuzes auf dem stimmzettel, zu bekommen. sonst sind sie sozusagen ihren job los. was also, wenn das p.t. wahlvolk beschließt, in diesem fall zu schweigen? gibt es eine alternativstrategie, oder denken sich die entscheidungsträger, wird schon so sein wie immer. das hieße, die doch gewählten vertreter wären bar jeder legitimation, da sie ja nicht von der mehrheit des volkes, dem sog. souverän gewählt wurden. das ist in der tat eine aussage, und was für eine!
das oben zitierte sprichwort zielt jedoch auf eine andere form des schweigens. dazu passend ein zweites: "es in schwieriger ein gerücht zu revidieren, als die daunen eines kaputten federbettes einzusammeln, die der wind verstreut hat." was gesagt wurde, ist gesagt. damit sind fakten und realiäten geschaffen. man kann hinterher schlecht damit argumentieren, man hätte dies und jenes nicht so gemeint, es wäre falsch zitiert worden usw. es ist da und gesagt, damit muß derjenige leben. eine geliebte ausrede für die äußerung beleidigender, diskreminierender sentenzen ist übermäßiger alkoholeinfluß. man wäre ja besoffen gewesen und hätte alles nicht so gemeint. wir sind, in jeder lebenslage, verantwortlich für unser handeln und reden. man kann doch nicht das eigene vergehen der schnaps- oder weinflasche in die schuhe schieben. abgesehen davon, daß flaschen in den selteren fällen schuhe haben. oder vielleicht doch?
manches öfter eingesetzes gezieltes schweigen, wenn so manche klappe bedrohlich klappert und zum atemschöpfen ansetzt, würde die allgemeinheit von manchmal nur dummen, manchmal auch beleidigenden oder schädigenden äußerungen befreihen und ja auch die umwelt schonen, da so weniger heiße luft produziert wird. immerhin auch ein wichtiger punkt in zeiten steigender erderwärmung.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ad schweigen der wahlstimmen: vgl. saramago "stadt der sehenden"

ad alkoholische schuhe: stiefelsaufen könnt ich anbieten

franzjosef hat gesagt…

ich kenne die neuesten statistiken über den alkoholmißbrauch im stiefelland nicht, landläufig heißt es über die dortigen bewohner aber, sie würden weniger saufen und dafür mehr rauchen, in diesem sinne: stiefelrauchen.

von den köpfen kann man dies wahrlich nicht behaupten. die tugend der denkerei, so scheint es mir derzeit, steht wahrlich nicht sehr hoch in kurs.