15 Juli 2008

über auf- und abregungen, eine anregung


das hohe und heilige land ist zur zeit in heller aufregung, die federn notorischer und sporadischer leserbriefschreiber rauchen aufgrund heftigster nutzung, und vielleicht raucht auch der groll mit, den ihre benutzer hegen. verletzung religiöser gefühle ist noch der harmloseste vorwurf jener vor geifer und galle strotzenden gegner jener unscheinbaren skulptur, die zur zeit im bozner museum für moderne kunst, dem museion, ausgestellt ist. die befürworter hingegen sehen sich in der freiheit der kunst eingeschränkt, wettern gegen mittelalterliches vokabular und methoden und fordern ein dringendes machtwort der politischen kaste.
worum geht denn überhaupt. außenstehenden scheint der aufruhr ein wenig eigentümlich erscheinen. eine gitftgrüne plastikskulptur ist da ausgestellt, sie zeigt einen gekreuzigten, die zunge heraushängenden, frosch der einen bierkrug und ein ei in seinen froschpratzen hält. seine bekleidung, klingt bei einem frosch doch sonderbar, reduziert sich auf einen simplen lendenschurz.
als vor kurzem ein heftiger hagelschauer über das land hinwegzog, und einigen schaden im sektor der landwirtschaft anrichtete, vermutete eine der leserbriefschreiberinnen sofort den zorn des herrn, ob der oben beschriebenen provokation, der sich hier über die sündige stadt entlud. und, es kann noch mehr werden, denn gottes zorn ist bekanntlich unermeßlich. aber gott sei dank haben sich wackere zeitgenossen gefunden, die zum öffentlichen und allwöchentlichen rosenkranz beten aufgerufen, um den herrn zu besänftigen und dem lande milde zu stimmen. zu diesem ruft ein ehemaliger geschäftsmann auf, der in seiner vergangenheit mit so mancher unsozialen maßnahme gegenüber seinen mitarbeitern aufgefallen ist. ein schelm der hierin eine gewissen- und öffentlichkeitswirksame maßnahme sieht. auch das lendentuch des frosches ist so mancher gläubigen person ein dorn, wenn nicht ein ganzer dornenkranz, im auge. sind doch lendenschurze bei fröschen bislang noch nicht von den biologen beschrieben worden. ein manko, wie man sieht.
das ganze ist ein linguistisches, eigentlich genauer ein semiotisches problem. was ist also passiert, nun es wird das denotat mit dem konnotat verwechselt, das bezeichnete wird via ähnlichkeitsschluß mit einem objekt aus einem verwandten begriffsfeld verwechselt. die obgenannte skulptur bezeichnet nun mal (bzw. stellt dar) einen giftgrünen frosch mit ei und bierkrug, an einem holzkreuz angenagelt. wahr ist wohl, daß die ähnlichkeit mit einem bekannten zeichen der westlichen kultur (ohne bierkrug und ei) sehr nahe liegt, aber eben nicht, und das ist der springende punkt, nicht das selbe ist. oder anders formuliert der giftgrüne frosch ist nicht jesus am kreuz, sondern eben ein frosch der jenem halt ähnlich sieht, allzu ähnlich für die geiferer. stimmt schon, etwas wird sich der bildhauer schon dabei gedacht haben, warum die ähnlichkeit doch etwas frappant ausfällt, wohl kaum aber um die platte aussage zu treffen, der gekreuzigte sei ein giftgrüner frosch. im übrigen sind die untaten und schmähungen im namen des herrn im laufe der zeiten durchaus übler ausgefallen, als eine simple darstellung eines frosches.
man wird den eindruck nicht los, hierbei handelt es sich um eines medial herbeigeschriebenes und willkommen geheißenes ablenkungsmanövers, nach dem motto, hast du innenpolitisch ein größeres problem (in südtirol ist gerade wahlkampfzeit und die einheitspartei ist mit massiv bröckelnder zustimmung konfrontiert), entfache einen außenpolitischen ablenkungskrieg. das eint das p.t. wahlvolk. und hurra, es funktioniert auch mit fröschen. das interessierte und weniger inderessierte wahlvolk ist dem frosch sozusagen auf dem leim gegangen.
über kunst soll und darf diskutiert werden, man sollte doch seine argumente abwägen, ein hagelschauer als strafe des herrn zu apostrophieren erinnert doch sehr an die zeiten der inquisition. gut, damals ist man für weit geringere taten am scheiterhaufen gelandet, aber wer will das schon zurück? viel sinnvoller wäre es, den p.t. politikervolk genauer auf die finger zu schauen, was diese so den ganzen lieben langen tag so tun und unterlassen. es könne ja sein, daß sie sich ob des ganzen theaterdonners sich heimlich ins fäustchen lachen und dabei froschschenkel verspeisen. na wohl bekomms.

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