29 Dezember 2005

über den silvester

er naht, unabdingbar und unverrückbar, er kommt. da kann ich mich noch so dagegen sträuben und schnauben, es ist nicht zu ändern. mit all seinem bombast nebst raketen und böllern, rückt er heran, der silvester, das jahresende oder saisonsschluß.
um was geht es da denn. nun, eigentlich um nichts weiter, als daß eine neue jahreszählung beginnt. die zähler für die tage und monate springen wieder zurück auf 1, nur der jahreszähler rückt um +1 vor. na ja könnte sich jetzt ein abgebrühter zeitgenosse denken, was ist da dabei. ich habe ja auch alle jahre geburtstag, wobei mein persönlicher jahreszähler um 1 vorrückt, und niemand, oder nur sehr wenige, machen ein tamtam daraus. stimmt, wende ich ein, dein persönlicher zähler rückt um 1 vor, und du selbst nimmst diesen tag den du deinen geburtstag nennst, zum anlaß, eine art rückschau auf das vergangene und eine art vorschau auf das nächste jahr zu versuchen.

im gegensatz zum persönlichen geburtstag ist der silvester eine art kollektiver geburtstag, na gut, sagen wir besser ein kollektiver anlaßtag. man hält gemeinsam rückbesinnung, die sich in tausenden minuten fernsehsendungen und ebensovielen zeitungeiten unter dem titel "das war das jahr 2005" niederschlägt. im übrigen kann ich diese nicht mehr sehen und hören, es nervt schön langsam ganz ordentlich, es scheint momentan eine art zwangserinnerung zu grassiern, ind em jedes steinschen geschehen aufgehoben, umgedreht und begafft wird.
zum zweiten haben momentan alle möglichen gestalten hochkonjunktur, die in irgendeiner form die zukunft aus verschiedenen substraten herausdestilieren vorgeben; seien es nun die astrologen, welche die sterne ob ihres wissens über die zukunft auf glanz und glitzer überprüfen, seien es die bleigieser, die mit teelöffel und kerze bewaffnet, das geschmolzene und schockerstarrte blei morphologisch auf vorausdeutungen hin untersuchen, und die vielen anderen mehr oder weniger zielführenden versuche, die zukunft zu erfragen, da fallen mir die kaffeesatzleser, die münzwerfer, die schneeflocken zähler ein, die liste ist nach belieben zu vbervollständigen.
im mittelalter war es ausgemachte sache, daß in den rauhnächten, also den nächten zwischen dem stephanitag (26.12.) und dreikönig (6.1.), die tiere im stall und auf freiem feld und flur sprechen können und sich gegenseitig die zukunft des jeweiligen bauernhofes und bauern zuflüstern. diesem treiben zuhören war zwar ein verlockendes, aber lebensgefährliches unterfangen. wurde der lauschende erwischt, ging es qualvoll mit ihm zu ende. die tierischen wahrsager ließen sich überhaupt nicht geren in ihre karten sehen.

man wußte schon damals, die zukunft zu erfahren, ist ein fatales wissen, man stelle sich einmal vor, man wisse um die katasptrohe vom tzunami, und kann nichts unternehmen, den die katastrophe muß genau so kommen, da niemand die zukunft ändern kann, grauenhaft. und nebenbei bemerkt, warum hat keiner diese letztjährige katastrophe und jene anderen beiden vorhergesagt, sie waren weiß gott, von globaler und beträchtlicher dimension.

so und wer ist nun dieser silvester?
der herr silvester, um den es an diesem tage geht, war der erste papst, nachdem das christentum offiziell durch kaiser konstantin anerkannt wurde. es handelt sich also um den ersten offiziell anerkannten papst, der sein amt in aller öffentlichkeit ausüben durfte. nichts, aber auch gar nichts in seinem bekannten leben deutet auf die hohe kunst der zukunftsschau hin, das hat allein mit der tatsache zu tun, daß auf sein sterbegedenktag, (gestorben 31.12.335 in rom) der letzte tag des jahres gelegt wurde. nun auch eine form, um seinen namen in die köpfe der nachgeborenen zu bringen. oder weiß jemand um die legende um silvester?

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