03 Juni 2007

über die mobilität

heiliges mobil, gib uns unser fahrspaß heute, vergib uns unser zufuß gehen, und möge uns nie das benzin ausgehen. der heiligen kuh, dem automobil, wird wieder einmal gehuldigt. was alles suggeriert dieser blechkasten, freiheit, gesellschaftlichen status, unabhängigkeit, modernität, fortschritt (eigentlich müßte fortschritt umbenannt in fortfahrt werden, wer schreitet denn noch heutzutage). also alles eigenschaften, die als praktisches muß der heutigen zivilisation gelten.
und die schattenseiten, naja diese erscheinen als schlagzeiten in den gazzetten, wenn es ganz schlimm wird. das passiert meistens nach einem verlängerten wochenende, wenn die unfallbilanz wieder einmal gruselig in erinnerung ruft, wie gefährlich das automobil eigentlich sein kann. aber auch hier gilt. passiert nicht mir, nur den anderen. ich frage mich bloß, wer sind diese anderen, von denen man liest, daß sie nicht mehr sind. haben jene sich auch gedacht, nein kann mir nicht passieren, nur den anderen?
oh du angebetete benzinkutsche, wärst du bloß nicht so schwer, ich würd ich auf händen zur nächsten tankstelle tragen und dir mit sanften streicheln deine politur zum glitzern bringen. wie du mich so anstrahlst, mit deinen topmodischen xenon-tageslichtscheinwerfern, ich schmelz dahin, wie das jungfraueis in der derzeitigen sommersonne.
nur blöd halt, daß dein hinterteil einiges zum gletscherschmelzenden sommer beiträgt, aber dieser sound, also diese musik, die da aus den satten röhren dröhnt, wie ein open air in frauenfeld. überlegt betrachtet ist so ein mobil mehr als grenzwertig, da treibt eine maschine, die einem äquivalent einer pferdekutsche mit mehr als 100 rössern entspricht ein gestell an, das über einer tonne wiegt, nur um einen hintern zu bewegen, der selten mehr als ein zehntel davon auf die wage bringt. man stelle sich das mal vor, durch die straßenschluchten der modernen ballungszentren kurven derartige kutschen, mit einem gespann von über hundert rössern und einer gespannlänge von 200 metern. das gäbe staus, die rund um den erdball reichen würden. überall pferdemist, praktisch knietief, stinkend und dampfend wartet dieser vergeblich darauf, weggeschafft zu werden. wohin den auch, woanders siehts auch nicht anders aus.
oh du hochgelobte karosse, sei meiner gnädig, verweigere dich nicht, wenn ich den motor anstarte und uns in bewegung setze. gedenke doch meiner, ich kann mich ohne dich, ohne deinen unerschöpflichen kräfte nicht mal bewegen. soll ich denn zu fuß ins freibad gehen? bei der hitze? da hole ich mir ja einen hitzeschlag, und außerdem viel zu heiße und übel riechende schweißfüße.

Keine Kommentare: