01 April 2007

über das graswachsen hören


es war heuer eigentlich nicht möglich, inbrünstig zu singen, "leise rieselt der schnee …"; wie allgemein bekannt hats weniger am riesling mehr am schnee gemangelt. nichts desto trotz behaupte ich hiermit, wir haben nichts verpasst, schließlich hätten wir das geriesele sowieso nicht gehört. wir haben unsere ohren alle zusammen auf "mute" auf stumm geschalten. ist die einzig mögliche reaktion auf die impertinente schallberieselung allerohrts. vom supermarkt redet ja kein mensch mehr was, an die beschallung haben wir uns leidlich gewöhnt, auch an die neuerdings praktizierte mode, nicht nur musik sondern werbeschaltungen für irgendwelche angebote und produkte zu posaunen. aufzüge und, ja die sind nervtötend, die warteschleifen der öffentlichen und weniger öffentlichen behörden. schon mal in genannte schleife der wiener gebietskrankenkasse geschlittert? daraus gibt es kein entrinnen mehr.
der trend geht eindeutig, soviel konnte ich bis jetzo feststellen, zur klingenden warteschleifenstimme. wahrscheinlich soll sie einlullen und den ersten zorn, den wohl jeder in sich verspürt, wenn er genötigt wurde, auskünfte bei den behörden zu erbitten, abzumildern. eine steuerberatungsstelle also, verweist in ihrem letzten rundschreiben extra auf ihre neue schleifensprecherin, der synchronsprecherin von irgendeiner darstellerin aus "sex and the city". ja ich gestehe, ich habe die reihe nicht gesehen, habe also keine ahnung, um welchen meilenstein merkantiler gebahrung es sich hierbei wohl handelt.
die aktustische umweltverschmutzung nimmt immer krassere ausmaße an. wann hatte man das letzte mal das vergnügen, den wiener rathausplatz stumm zu erleben? muß sehr lange her sein. wie hört er sich an, der platz mit seinem ritter, wenn so gar nichts lautsprechert und megaphont, niemand animiert, dirigiert und musiziert. ich weiß es nicht.
lärmende kinder dagegen, sind ein problem, ein großes in der tat. man möge die parkordnungen konsultieren, und sich ihre pendanten, jene der mietshäuser zu gemüte führen. ja, schreien, brüllen und lachen, ist lärm. ich schätze das liegt daran, daß man den am einfachsten abstellen kann, ein zwei verbote reichen aus. und schon hat man ruhe? der straßenverkehr, das goldene kalb, darf weiterhin munter vor sich hinlärmen, ohne daß sich jemand daran stößt. ach ja, richtiger einwand, zunehmend werden lärmschutzwände gebaut, auf autobahnen und in der tat auch in den städten. sinnigerwerise baut man auch gleich die spielplätze an den straßen, damit die kinder und die autos um die wette lärmen können. die abgase sind doch kein problem, man muß sich schließlich abhärten.
die lärmgeplagten städter schwingen sich am wochenende in ihre pslautstarken kisten und brausen über besiedelte landstraßen in irgendwelche nester, um dort ihre nerven zu beruhigen. in der pension angekommen stellen sie mit erschrecken fest, daß des bauern hahn morgens unm fünf in einer lautstärke beginnt zu krähen, die den bedauernswerten ruhesuchenden aus den federn haut. das muß verboten werden, eine klagesschrift wird flugs aufgesetzt und dem bürgermeister zugestellt. und die muhenden kühe und vor allem die kirchenglocken, die stets sonntags die wohlverdiente ruhe stört. das muß aufhören. sofort.
man braust am sonntagabend wieder zurück, in die stadt. das autoradio bis auf anschlag voll aufgedreht. man steht in der völlig überfüllten u-bahn, plötzlich, wie aus dem nichts, kräht laut ein hahn. sochend blickt man sich umher, das aufgescheuchte tier zu erhaschen. zwecklos, es ist nur ein klingerlton eines mobiltelephons. verstehe einer diese welt.

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