31 Dezember 2008

über silvestergeböllere

nach der stillen zeit, folgt auf den knall also die laute. zeit die weihnachtskerzen sind kaum abgebrannt, einige kerzenstummel am baum zeugen noch von der allzu stillen und ja doch hochheilige nacht, wo alles schläft und einsam ... aufhören bitte, bitte aufhören, ich bekomme noch einen tinitus!
jezt aber böller, kracher und knaller allerorts, piraten und schweizerkracher, knallfrösche und raketen. welch herrliche namen haben doch diese meist kleinen grünen rollstäbe, nicht größer als eine herkömmliche zigarre, die einmal entzündet, einen tremenden krach produzieren, als wollten sie endgültig das finale armageddon herbeiläuten, ähm knallen natürlich.
die bösen geister des winters sollten damit vertrieben werden, so heißt es, sei die quelle dieser silvestralen nationalsportart, dem kollektiven bebumsere und geböllere. man freue sich halt des lebens, und tue dies der welt auf die lautest möglich art und weise kund. finanzkrise, ach was, prekäre lage am arbeitsmarkt i wo. nix da, recht für freie meinungsäußerung, für freie gebumse und geböllere. dadurch entstehen schäden. also bitte, das liegt nur an der unsachgemäßen benützung dieser feuerwerkskörper. also die verletzten benützer selbst. wohl war ist, die gefahren, welche von den raketen und knallkörpern ausgehen, werden meist unterschätzt. hierbei handelt es sich um hochexplosives material, das, einmal entzündet nicht auf knopfdruck gestoppt werden kann, sondern seiner explosion freien lauf läßt. kurzwarnung: wenn zünd, dann bumm! alles klar? also vor man zündende ideen und einfälle hat, erst das eigene hirn zünden.
aber eigentlich wollte ich auf was ganz anderes hinaus. schließlich ist silvester ja auch traditionell bedenkungstag. man bedenkt dem abgelaufenem jahr, war da und vor allem wie es war. und wenn wir schon mal beim bedenken bin, ernenne ich hiermit hochoffiziell und feierlich den amtierenden bundeskanzler faymann zum bedankungskanzler. warum: weil er sich bei jeder und aller gelegenheit bedankt. beim p.t. wahlvolk, bei den scheidenden und kommenden ministerkollegen, bei der krone (überflußzeitung, anm. d. red.), und was weiß ich noch bei wem. ich vermute, daß die bedankungsorgien zwar nur schall und rauch sind, aber ich will nicht voreingenommen sein.
den knaller des jahres hat wohl die witwer der nation abgeschossen, er hat sich das prädikat "urheber des unwortes des jahres 2008" redlich verdient. "lebensmensch" ist wahrlich ein knalliger einfall. und nicht zu vergessen, die rakete des jahres "silvius b.", über diese figur könnte ich mir die finger wund schreiben, aber sein "braun gebrannte obama" ist doch eine leistung. höher kann man wohl kaum noch schießen. oder? mit welch einem feuerwerk an ölfässern und fettnäpfen uns der man doch immer wieder überrascht. kaum ein medialer böller von cavalier (silvius b. trägt in italien den ehrentitel cavaliere anm. d. red.) verebbt, da zündet er doch prompt einen neuen, einen noch lauteren noch schrilleren. lustiger vogel, leider halt regierungschef einen 50 mio. volkes.
sonst noch was? ach ja spanien wurde verdient europameister, deutschland unverdient vize. olympia war auch und, doch, doch: der doping lebt! kein gerücht, er wurde mehrmals dieses jahr gesichtet, augenzeugen berichteten eindrücklich, mit tränen in den augen davon.


und ja: veni, vidi, vinzi.


11 November 2008

über züge

vom zug der zeit ist wahrlich oft die rede, nicht nur bei den öbb, höchste zeit also diesem zug auf dem grund zu gehen, fuglos und zügig. im zug zu stehen verändert die weltanschauung, das ist bekannt. wird ja stets betont: wer eine reist tut, hat was zu erzählen. blöd halt ist es doch im zug zu stehen, holt man sich eine lungenentzündung, im besten fall. am zug zu sein hingegen ist eine an sich gute sache, ob mit weißen steinen oder schwarzen, man zieht dann munter mit dem roß, und gibt dem schwarzen könig einen stoß. was mag sich wohl herr kramnik gedacht haben, als er, am zug warend, der partie und den titel verlustig wurde. und auf dem zug erst, da wird munter, luftig fröhlich. so manche fidele cowboy-schießerei fand dort statt, natürlich nur auf zelluloid in der großen zeit des stummfilmes, und mit tunnel, der lichtwechsel satt. ja auf dem zug ists toll, weil man sich danach baden soll, die dampflokomotiven sind hinlängglich bekannt für ihren rußausstoß, von wegen co2 emission.
unterm zug ist schon weit weniger angenehm, ist keine ratsame methode, den holden blauen (wie lange noch?) planeten zu verlassen. und dann heißts obenrein noch: wegen erkrankung eines fahrgastes ist die u-bahn verspätet. nein, nicht gut, definitiv.
da ist doch ein umzug schon viel besser, seis mit kisten und möbeln, seis mit masken und trompeten, man zieht in einem fall bloß um, im zweiten schon weiter; eben umher. obwohl so mancher umziehende stöhnt lauthals auf: kein umzug mehr im leben, das wär für mich ein, ja was wohl.
viel mehr kopfzerbrechen bereitet so manchem zeitgenossen ein anderer zug, der zusammenzug. von zeitgenossinnen herbeigefleht, er aber zaudert, zittert und zerknirscht, man zusammenzieht zur zweisamkeit. ob die wohl bleibt? falls ja, gibts gern erweiterung der zweierkeit. falls nein folgt am fuß der auseinanderzug. die bande, einst so verband wird nun gedehnt, und gezogen, auseinandergezogen eben. bis sie bricht. es folgt umgehend der entzug, ob einseitig oder beidseitig hängt davon ab, ob einer der beiden schon trost gefunden hat. mit dem abzug kann man auch so allerhand anstellen, er löst den schießvorgang aus. gleichzeitig befreit er küchen in aller welt von unangenehmen anbrenngerüchen, die nun mal auftreten, wenn man am herd abwesend ist. was ab, das auf, bringt einem der aufzug nach oben, das ist bekannt, mal schnellgeschossig in einer röhre mit flauem magen, dann wieder behäbig in stets betenden klappernden kisten, hin zu gott im himmel. oder eben andersrum, nach unten, zu den ewigen feuern, oder doch nicht? in welchem aufzug man daherkommt, ist aber eine ganz andere sache, die mutter schalt einem ob des aufzuges, seien es nun lange haare, vollbärte, oder sonstige nichtinsignien moderner zivilisazion. aufgezogen zu werden ist auch keine angenehme sache, macht euch gefälligst über wen anderen lustig, ich bin nicht euer blitzableiter! unterläßt man aber selbige tat, bleieb sämtliche uhren und wecker stehen, mit dem unerfreulichen ergebnis, daß man doch glatt den arbeitsbeginn verschläft. im anzug ist man ein fescher mann, der fast alles haben kann. wenn dann aber dame zuwegekommen, und sogleich anzüglich werden, will man sich der konfektion entledigen. ob davonrennen oder bleiben, soll sich doch jeder selbst entscheiden.

und was hat das alles mit der öbb zu tun. nun, einfach, des bezuges wegen.

23 Oktober 2008

über das schnelle geld

schnellfahren kann die gesundheit entscheidend beeinträchtigen. davon wurden herr und, ja auch, frau österreicher in den letzten beiden wochen auf eindrücklichste überzeugt. seine gesundheit endgültig nachhaltigst geschädigt hat österreichs politisches talent der letzten jahre. wobei darauf wert gelegt wird, das politik hier ausdrücklich als jenes handwerk verstanden wird, auf der klaviatur der p.t. wähler zu spielen, nicht jedoch die qualität, die ausrichtung und die nachhaltigkeit der politischen inhalte. die qualitäten und die methoden der populisten wurden schon an anderer stelle gesprochen. jörg haider, der mit wahrscheinlichen 142km/h oder aber mehr, genau wird man das nicht in erfahrung bringen, in eine betonmauer gekracht ist, und dabei sofort ums leben kam, hat sich damit um sein weiteres politsches wirken gebracht.
so abstrus und krude seine politischen ideen waren, vom absonderungslager auf einem berg für straffällig gewordene ausländer bis hin zur ordentlichen beschäftigungspolitik im dritten reich, so brillant waren seine rhetorischen fähigkeiten, gerade wenn es um fernsehduelle oder auch rededuelle on face ging. alle seine ehemaligen und aktuellen gefolgsleuten berichten von einer nahezu gespenstischen ausstrahlung, die alle für ihn eingenommen hat. er schien ein politiker gewesen zu sein, der einen zeitnerv punktgenau getroffen hat. charismatik kontra sachargument, zweiteres geniest momentan keinen hohen stellenwert. gerade in zeiten einer zusteuernden krise zählt nicht mehr die erklärung, wie und warum es zu einer solchen kommen mußte, sondern um klare und einfache lösungen; die meist dergestalt ausschauen, daß irgend jemand für das schlamassel schuld zu sein hat, und der dann dafür zur rechenschaft gezogen wird.
Momentan hoch im sündenbock-ranking rangiert der banker. betrachten wir also die spezies einmal näher.
also der bänker.
aussehen: meistens männlichen geschlechts, fellfarbe: nadelstreif, krawatte und hosenträger. kantige gesichter, könnten teilweise auch boxer sein.
verhalten: getrieben vom verlangen nach mehr, kurz gier. unterkategorie: spieler.
neuerdings jedoch beklagen sich auch schon ökonomen, in der spezies manager die gleichen sündenböcke zu suchen wie man 1930 in den juden fand. dies gab der ifo-chef (institut für wirtschaftsforschung) hans-werner sinn zu protokoll. ob herr sinn bei sinnen war, diesen un-sinn zu verzapfen, wird leider nicht mitgeteilt. jedenfalls fürchtet eine ganze berufssparte, der bakner und der manager um seinen ruf. aktuell rangiert er in der vertrauensskala nicht weit entfernt von gebrauchtwarenhändler und politiker im kellerbereich dieser tabelle, die untersucht ob die bevölkerung vertrauen zu den jeweiligen berufsgruppen habe. (im gipfelbereich rangieren übrigens berufsfeuerwehrleute und piloten, dicht gefolgt und krankenschwestern und ärzten).
manager und banker haben ihren vormals hervorragenden ruf, sie standen in der gunst vor der finanzkrise hoch, eindeutig durch die zutiefst menschliche eigenschaft der individuellen und der institutionalisierten gier vermasselt. individuell, weil durch höhere persönliche umsätze die sie erzeilen konnten, die betreffenen personen mit höheren boni und aufstiegschancen rechnen konnten. und institutionalisiert, da die bankkonzerne ihren aktionären verpflichtet sind, denen sie langfristig gesehen, unrealistische wachstumsraten versprochen hatten. um sich deren kapital und stimme trotz dessen stets aufs neue zu versichern, sind die konzernleitungen gezwungen die vorgaben und damit den druck auf die eigenen mitarbeiter stets zu erhöhen.
jeder der beteiligten, seien es nun die mitarbeiter, die konzernleitungen, die aktionäre alle waren mit steter beschleunigung dem schnellen geld hinterher, das es einzuholen galt. wie bei jeder wettfahrt, kann auch diese in einer katastrophe enden, wenn die fahrenden ungebremst gegen ein hindernis preschen. dies ist in dem fall passiert. das schnelle geld, dem alle hinterherfuhren, vereinnahmte alle beteiligte derart, daß sie die hindernisse auf der straße übersahen. und dann passierte es. ungebremst, mit höchster geschwindigkeit. wie der volkstribun von kärtnen. die folgen waren für zweiteren tödlich. wie sich die ersteren aus dieser katastrophe herauskommen, wird sich in den kommenden monaten zeigen.

30 September 2008

über geschlagene wahlen

es ist vollbracht. des landes souverän, das volk, hat gesprochen. bloß was, ist noch nicht ganz klar. das alte sprichwort, wenn einer nach links will und der andere nach rechts, trifft man sich in der mitte, scheint nicht mehr zu stimmen. die politische mitte, wenn es sie jemals gegeben hat, wird in österreich derzeit nicht besetzt. rechts der mitte tummeln sich jede menge farbenspiele, die sich während des wahlkampfes mit populistischen sprüchen gegenseitig zu übertrumpfen schienen.
und links davon, ja gibt es dort noch was. man glaubt ganz schwache lebenszeichen von dort zu vernehmen. die früher agile und aktive ökobewegung, die grünen, liegt zur zeit in der reanimation, der schock hat sie tief getroffen. und die roten, tja die roten haben sich schon vor der wahl den rechten populistischen blättern zur brust geworfen.
wien an kontrollzentrum, wien an kontrollzentrum wir haben ein problem; unsere linke ist klinisch tot. völker, so hieß es einst, völker hört die signale. es soll nicht sein das volk hört keine signal, sondern nur schreihälse wie hunde kläffen; "ober mai, er hott jo so scheene blaue augen. er ist ja sooooo fesch". als ob das politische kategorien wären.
untertanen. es wird zeit, daß wir die geschicke dieses landes wieder in die hand nehmen. wir überlassen diese schwerwiegende bürde nicht dem fernsehkasperl, der uns derart grottenschlecht parodiert, das wir in der kapuzinergruft wie grillhänderl rotieren, da hätts ja zu unserer zeit nicht gegeben, da wäre die gendarmerie eingeschritten. nein, wir übernehmen höchstselbst wieder die hofburg, auf daß die gottgegebene ordnung wieder in wien einzug hält. nebenbei werden wir dieses verstrittene böhmen und mähren, dieses siebenbürgen, die südsteiermark und die krain und dieses rechtslärmende ungarn wieder in die donaumonarchie bringen, auf daß österreich wieder erstrahle. und wehe euch einer redet uns von sarajevo.
wir erwarten uns also, daß sich jeder aufrechte uns treue österreicher am 21. november, am todestag unserer selbst, mit gelb-schwarz beflaggten gewehren an der ringstraße postiert und den herrn politiken um punkt 10 Uhr einen abschiedsalut schießt. wie werden um die zeit einzug in die hofburg halten und dem salut am balkon öffentlich beiwohnen. (für freibier und würschtel wird gesorgt.)
am heldenplatz haben sich alle honorationen und blaublütler einzufinden, wir bitten um standesgemäße kleidung. hernach wird die neue gesellschaftsordnung öffentlich verlesen und tritt mit dem verhallen der fanfaren augenblicklich in kraft.
österreich, deine zukunft liegt im grabe, besser gesagt in der kapuzinergruft.

20 September 2008

über banken

es geht ein gespenst um in der welt. nein, kein kommunistisches, das hatten wir schon, die diesbezüglichen ehernen vorhänge und wachtürme sind längst gefallen. wir trauern ihnen keine tränen nach. nein diesmal ist das opposit des obgenannten kommunismus dran, der kapitalismus. dass inkarnat aller kapitalien, sozusagen deren quantifizierungsanstalt und aufbewahrungshalle mutieren zu leichenhallen: die banken. weltweltstürzen die börsenkurse in unermeßliche tiefen, reih um reih melden die renommiertesten großbanke des us- amerikanischen kapitalmarktes ihren konkurs, respektive ihren ruin. der hiobsbotschaften nicht genug, der schlagzeilen der gazzetten nach zu urteilen dräut bedrohlich eine weltwirtschaftsskrise mit verheerenden ausmaßen am horizont.
von den einen gefürchtet, von den anderen prophezeit und insgeheim herbeigesehnt, nun ist er da, der fall des börsenkapitalismus. derartige implosionen gehen zwangsläufig nicht lautlos von statten, wie ein fahrradreifen die luft verliert, sondern mit einem gewaltigen knall und getöse. verlierer dieser krise sind fast (aber eben nur fast!) alle. kleine sparer, die ob niedriger bankzinsen auf aktien gesetzt haben, rentner und pensionisten, deren auszahlende fonds auf ebensolche gesetzt haben und nun einen großteil ihres kapitals verloren haben, wodurch sie ihre kunden nicht mehr die versprochenen monatliche summe überweisen können. zu den ganz wenigen gewinnern gehören all jene, welche die krise heraufdräuen sahen, und kurz zuvor ihre schäfchen ins trockene bekamen, wie auch all jene die über insiderwissen verfügten und rechtzeitig vorsorgten.
wie die krise kulminierte, dürfte hinlänglich bekannt sein. zur erinnerung nur die eckpunkte der krise, banken verschleuderten häuserkredite zu unglaublichen konditionen, d.h. sie wurden an kunden vergeben, deren wertbesicherung in keinster weise sichergestellt war. die banken vertrauten auf den boomenden immobilienmarkt in den usa, im notfall konnte man das haus zwangsversteigern. durch die rasant steigenden häuserpresie war auch dieses vorgehen ein geschäft. die erzielten preise für immobilien begannen zu stagnieren, schuldner konnten ihre kredite nicht mehr bedienen, und mit einem mal begannen die gläubigerbanken zu wackeln, da sie über zuwenig eigenkapital verfügten, diese ausfälle zu kompensieren. dies ist an sich eine krise, aber keine weltweite, dazu kamen andere faktoren dazu.
die banken bündelten die kreditschulden zu fonds zusammen, die sie mit obskuren namen versahen und auf den internationalen markt schmissen, wo sie reißerischen absatz fanden. meist war den käufern solcher subprimes, (wie sie im bankenjargon heißen) gar nicht klar, was sie eigentlich genau gekauft hatten, war auch egal, solange die dividende stimmte. man belohnte sich gegenseitig mit abenteuerlichen honoraren und boni. die finanzwelt feierte sich selbst. bis zu dem zeitpunkt, da die panik ausbrach und viele dieser aktien so wertlos wie packpapier in der eisenwarenabteilung machte. milliardenwerte wurden innerhalb kürzester zeit vernichtet, die freilich ohnehin nie existent (da virtuell) waren. reihenweise kündeten banken ihre zahlungsunfähigkeit an, das führte so weit bis sich die us regierung genötigt sah, einen 700 milliarden schweren hilfsfond für die strudelnden banken bereit zu stellen, auf kosten des steuerzahlers, selbstverständlich. schnell verbreitete sich ein  sprichwort: gewinner werden privatisiert, verluste sozialisert. 
man wird die krise nich in den griff bekomen, wenn man maßgebliche spielregeln nicht dauerhaft für alle geltend einsetzt. kapital darf nicht wahllos und völlig willkürlich rund um den globus geschleust werden, und innerhalb kürzester zeit wieder abgezogen werden, nur weil ein manager eine magenverstimmung hat. es müssen zeitliche mindesthaltedauern an firmenbeteiligungen eingeführt werden, schließlich sind das vitale quellen ganzer landstriche, die man nicht einfach so kauft und verkauft wie langsemmel. die einfühung einer spekulationssteuer, die berühmte tobin tax, sollte neu und grundlegend auf eine einführung hin überprüft werden. dabei geht es um einen bagatelle- betrag von angenommen 0,5% des gehandelten gesamtwertes, das bei jeder transaktion an den staat, die eu oder an einer sonstigen autorität zu entrichten ist. dies soll vor allem kurzfristige handelsaktionen beschränken, die meist spekulativen charakter haben.
ein bekannter witz aus der witzreihe rund um radio erewan: 
frage an radio erewan: bitte sie zu erklären den kapitalismus. antwort von radio erewan: kapitalismus ist, wenn menschen andere menschen saugen aus. 
zusatzfrage: und was ist kommunismus? bei kommunismus ist es genau umgekehrt.

20 August 2008

über den verlust des politischen

der slogan: "die neue wahl", nebst riesenkonterfei des spitzenkandidaten prangt zur zeit von allen plakatwänden dieser stadt. überboten wird dieser politische nonsens nur noch von einem satz, der aus der mottenkiste der politischen wahlkampf (un)kultur stammt. "sie sind gegen ihn, weil er für euch ist." in dieser tonart spielt die musik weiter, wer an weiteren stilblüten dieser wahlauseinandersetzung interessiert ist, möge sich auf die suche machen. 
in bälde starten die televisiven konfrontationen, zuerst in form von duellen, wobei diesen wahrscheinlich nur noch die eindringliche musik von den western "high noon", oder "spiel mir das lied vom tod" fehlt. ihren dramatugischen höhepunkt finden sich diese schaudarstellung politischer perfomancekunst dann im gladiatorenkampf politscher inszenierung, der sogenannten elephantenrunde, in der die spitzenkandidaten aller parteien aufeinandertreffen. alle nebensächlichkeiten werden dabei mitbedacht: kleidung, schminke, temperatur im sendesaal, ja einst hat im zuge einer solchen auseinandersetzung der spitzenkandidat einer großpartei darauf bestanden, die stühle, auf den beiden zu sitzen kamen, selbst auszusuchen. unnötig zu erwähnen, welcher der beiden stühle eine höhere sitzposition hatte.
man trifft sich mit spindoktoren, (jenen eigenartigen zeitgenossen die vornehmlich wissen, was das gemeine volk will), mit rethorikexperten, mit sparringpartner, um die fernseh-auseinandersetzung zu üben. 
die ganze veranstaltung wahl, und im größeren kontext die polititische landschaft, bedient sich immer mehr den methoden und gesetzen der unterhaltungsbranche. da drängt sich ein verdacht auf. inwieweit unterscheidet sie sich noch von dieser. die politischen institutionen dienen, so die theorie dem volk. der name republik, sei es jetzt die österreichische oder italienische, deutsche, französische, alle diese staaten tragen republik in ihrem namen, meist an der prominenten ersten stelle. "res pubblica"  wird aus dem lateinischen übersetzt mit "sache des volkes". nun verstanden die lateiner zugegebermaßen unter volk freilich nicht das ganze volk, sondern nur jene männlichen exemplare, die das römische bürgerrecht trugen, dies war eine minderzahl. aber immerhin, deren sache war die staatsführung, zumindest eine zeitlang, bis zum ende der republik unter cäsar.
aus logistischen gründen wird auf eine direkte demokratie, (gesetzesentwürfe werden durch volksbescheid angenommen bzw. abgelehnt), in den meisten heutigen millionenstaaten verzichtet. das erweist sich in der umsetzung als wenig praktikabel, für jedes kleinere oder größere gesetz müßte man immer eine gesamtstaatliche abstimmung anberaumen. man fand daher zur parlamentarischen demokratie, in welcher verschiedene parteien verschiedene bevölkerungsgruppen vertreten sollten und über eine parlametarische abstimmung in die volksvertretung (parlament) gewählt werden. im prinzip funktioniert das heute in den allermeisten demokratien so, bloß daß die unterschiedlichen parteien immer weniger definierte bevölkerungsgruppen vertreten, sondern man operiert zusehens mit immer verwaschener werdenden programmen, die kaum auseinander zu halten sind. jede partei hat für sich die sogenannte mitte entdeckt, die weder definiert noch greifbar gemacht werden kann. wer repräsentiert die mitte, der fühlt sich als der mitte zugehörig? keine ahnung.
gleichzeitig wirken auf die politischen institutionen immer stärkere sogkräfte außerparlamentarische konglomerate, die diesen gehörig das gestaltungswasser abgraben. zu nennen in diesem zusammenhang sind natürlich die sich stets vergrößernden wirtschaftskomplexe, großkonzerne der industrie, die als ihre oberste maxime die steigerung ihres eigengewinns verfolgen. nationalregierungen reagieren auf deren forderungen meist ohnmächtig bis hilflos und gewähren wirtschaftshilfen, subventionen, steuererleichterungen ohne ende. die leiter und manager derart großer firmen haben stets das druckmittel im talon, man könne sich auch anderswo um einen firmenstandort umsehen, wo die gebotenen vorteile von seiten der politik diesem stammplatz überwiegen würden. ganz zu schweigen von dem zumindest us-amerikanischen usancen, in denen großkonzerne als finanzielle unterstützer von parteiwahlkämpfen auftreten. 
insofern sprechen die aktuellen slogans der politischen wahl, die bar jedes inhaltes nur noch befindlichkeiten zum ausdruck bringen, bände. das politische establishment hat kapituliert, es hat praktisch abgedankt. der dem politischen inhärente gestaltungswille ist nur noch in homöopatischen dosen erkennbar, man muß sich einer lupe bedienen um diese zu erkennen. der kapitale fehler, der zur zeit, man kann sagen, verbrochen wird, ist der verlust jeglicher perspektive und vision die zukunft betreffend. wer glaubt, durch unterlassung fehler zu vermeiden, sitzt einem schweren irrtum auf; man sollte zur kenntnis nehmen, daß auch nichtstun eine handlung, bzw. eine tat ist, die entstehende fehler nicht verhindert. die perspektivlosigkeit betrifft vor allem die jüngeren generationen. deren pensionen  und altersvorsorgen sind alles andere als gesichert, man kann auch von einem mittleren chaos in dieser sache sprechen. gar nicht erst thematisiert werden jene großen komplexe, deren wichtigkeit für die mittlere und fernere zukunft immer augenfälliger werden: migration und gesellschaftspyramide. in den europäischen staaten steigt der altersdurchschnitt rapide an, damit ergeben sich zwangsläufig neue probleme und herausforderungen. längst hat industrie und handel die generation der senioren als neue und gewinnbringende konsumentenschicht für sich entdeckt. was wunder, jene menschen, die heute eine pension beanspruchen können sich dank der modernen medizin und den geltenden arbeitsschutzgesetzen über eine hervorragende körperliche gesundheit erfreuen. dank der generösen pensionsregelungen der 70er jahre, in denen man die entwicklung freilich nicht antizipieren konnte, (drastisch steigende lebenserwartung, hoher gesundheitsstandart) verfügen sie über noch nie dagewesene materielle absicherung. mit fug und recht läßt sich sagen, dies sind eindeutig die vorteile der sozialpolitik der damaligen jahre. nur leider muß man auch hinzufügen, diese hohen allgemeinpensionen werden sich, wenn die entwicklung so weitergeht wie bisher, nicht wiederholbar sein. 
die migration ist ein faktum, daran ist nicht zu rütteln. menschen werden stets von wirtschaftlich ärmeren zu reicheren ländern strömen, in der hoffnung die individuelle lebensperspektive zu verbesseern. das ist eine grundkonstante des menschlichen seins, die auswanderer aus europa in die heutige usa sei hier nur als exempel erwähnt. zu allen zeiten der geschichte finden sich entsprechende beispiele. zwangsläufig kommt es bei derartigen bewegungen zu reibungsflächen und zu problemen. gleichzeitig werden die arbeitskräfte von den industriestaaten aber dringend gebraucht, da sie arbeitsleistungen erbringen, welche die autochtonen (naja, so autochton sind die meisten bewohner aller länder auch wieder nicht, siehe wiener telephonbuch!) bewohner nicht erbringen können oder wollen. da mit den menschen auch deren weltanschauungen und kulturellen gepflogenheiten mitreisen, die nicht selten diametral den gewohnheiten der örtlichen bevölkerung zuwiderlaufen, gilt es hier eine verbindliche rangordnung zu erstellen, welche die fälle, in denen rechte miteinander kollidieren, klar und eindeutig regelt. die verfassung wäre hier eine geeignete methode, um ein derartiges übergeordnetes grundgesetz zu gewährleisten. diese müßte au die heutigen und erwartbaren probleme der zukunft hin untersucht und gegebenfalls neu formuliert werden. 
ein weiterer kernpunkt, der hier erwähnt werden sollte, ist lebensraumsicherung. dazu gehört der schutz der umwelt, der maßvolle umgang mit den vorhandenen ressourcen und rohstoffen, von denen gerade das wasser eines der wichtigsten sind. 
politik ist definitionsgemäß gestaltung, sie hat die aufgabe rahmenbedingungen zu schaffen, innerhalb derer die handelnden gesellschaftsteilnehmer agieren können. dazu müssen maßnahmen getroffen werden, die manchmal auch für die eigene klientel schmerzhaft sein können. vor allem aber müssen vorschläge eingebracht, öffentlich auf ihr für und wider diskutiert werden und dann gegebenfalls umgesetzt werden. kasperliaden, unterhaltungspolitik und handlungsverweigerung taugen höchstenfalls als ablenkungsmanöver. leider offenbaren sich fehlleistunge der politik nicht sofort, sondern meist in späterer zukunft, wobei die verlockung fehler zu begehen, die kurzfristige vorteile bringen, langfrist aber massive probleme mit sich heranschleppen, naturgemäß sehr groß ist. die eingangs zitierten  schlagzeilen führen eindeutig in die falsche richtung. diese heißt ende der politik.

15 August 2008

über esel und karotten


eines der ältesten bilder für schinderei zeigt einen esel, vor dessen nase eine fette orangene karotte baumelt. diese baumelt perfiderweise an einem am karren befestigten stock. jedesmal, wenn der esel die karotte schnappen will, setzt er den karren in bewegung und  bewegt die karotte gleich mit. die legende nun sagt, (ich weiß nicht, ob esel auf dauer in diese falle reintappen) der esel wird derart von der karotte abgelenkt, daß er den karren und die darauf liegende last nicht merkt, die er die ganze zeit zieht. klingt einfach, fast so wie ein tierisches perpetuum mobile, man nehme: einen esel möglichst frisch, einen stock, möglichst lang, ein seil, möglichst dünn, eine karotte, möglichst fett, einen karren, möglichst alt und eine last, möglichst schwer. man befestige nun das seil an einem ende des stockes, das andere ende verkopple man mit dem wagen. am seil wird die karotte gebunden, ungefähr in der augen und maulhöhe des esels. der esel selbst wird vor dem karren gespannt, die last auf zweiterem drauf, karotte noch so austariert, daß der esel sie auf keinem fall erreichen kann, und los gehts! ho der wagen rollt. ja halt so lange, bis der arme esel nicht mehr kann.
nette tierfabel, mag sich so manch einer denken. ja ja, aber die spezies homo sapiens sapiens wartet mit vergleichbaren apparaturen auf. die karotte ist dann freilich keine karotte mehr, der karren wohl auch kein karren nicht. so leicht geht's nun doch wiederum nicht. eine möglichkeit die geschichte in die sphäre der humanitas zu transferieren, zeigt das coverbild der ersten nirvanascheibe. einen an der angel hängenden dollarschein, dem ein schwimmendes kind zu fangen versucht. das trifft die sache schon eher. die angloamerikaner pflegen dieses bild mit der sentenz "money makes the world go round"  zu verdichten. ich denke, das greift zu kurz: geld allein bewegt zwar, aber noch nicht genug. die methode ist noch um einiges diffiziler, aber die prinzipien sind hier erkennbar.
max weber zitiert in seiner schrift "die geburt des kapitalismus im geist des protestantismus" benjamin franklin, den erfinder des blitzableiters. dieser meinte sinngemäß, wer eine zeit nicht arbeitet, erleide nicht nur dadurch einen finanziellen verlust, weil er in dieser zeit geld ausgeben, nein, der verlust sei noch viel größer, da der nichtarbeitende auch den entgangenen gewinn als verlust einrechnen müsse. er hätte ja arbeiten und damit verdienen können. was nun ist das großes faszinosum von geld, mal abgesehen von der tatsache, daß man sich damit ziemlich viele alltägliche problem wie miete, strom gas etc, vom hals schafft. der entscheidende punkt liegt in der scheinbaren objektivierbarkeit von an sich nicht allgemein einsichtigen leistungen: die der zeitgenössischen arbeit. wer kann denn vergleichen wieviel ein repariertes abflußrohr wert ist, wieviel eine zeile in einer zeitung. vermittels des erhaltenen geldes werden diese verschiedenen arbeiten auf einen gemeinsamen numerischen nenner gebracht. wieviel hat man dafür bekommen! daraus läßt sich dann ganz einfach eine rangordnung erstellen, neudeutsch auch ranking genannt, in die schwups-diwups jeder eingeordnet wird. 
damit nicht genug, der einteilungswahn produziert noch ganz andere blüten. der sport quillt schier über mit rangordungen, tabellen und vergleichszahlen, nicht nur schlußzeiten und ergebnisse werden erzählt und kategorisiert, mittlerweile werden im fußball laufwegstrecken einzelner spieler erfaßt, verhältnisse zwischen gelungene und mißlungene pässe, zweikämpfe und ähnliches mehr ermittelt. diese lassen sich recht einfach, die moderne informationsmaschinerie machts möglich, in tabellen eintragen und ranglisten erstellen. derartige hilfsmittel dienen fußballvereinsscouts dann als einkaufszettel neuer spieler für den verein. die zahlen schaffen harte, glasklare fakten zum sport.
der wahn hat längst auf den breitensport übergegriffen, so weit das auge reicht, allüberall hecheln piepsende, in funktionskleidung gesteckte läufer herum, mit hektischem blick auf den armbandpulsmesser, ob man ja in der idealzone gerade trainiert. stimmt die zahl, stimmt der spaß, oder? fahrradtachos werten längst nicht bloß banale zustände wie aktuelle geschwindigkeiten aus, nein, nein da gibt es kurbelumdrehungen, höhen-, puls-, geschwindigkeits-, und sonst noch allerlei -messung. grad daß die dinger nicht noch am schluß die fahrradwäsche selbsttätig waschen. auch hier gilt, je höher desto spaß. die lust am sport ist somit direkt proportional zu irgendein festzusetzenden meßwert, der das nächste mal gesteigert werden muß. es erübrigt sich fast dazu zusagen, daß die meßwerte natürlich auf dem heimcomputer übertragen werden und im internet mit andern verglichen, ja eingeordnet werden können. der spaß scheint nur dann erlaubt zu sein, wenn er direkt mit irgend einer zu definierenden leistung verbunden ist. nur einfach so radfahren, schwimmen, laufen, so zum spaß, geht nicht.
die rankings lassen sich nur weiter ausführen, da gibt es in diversen gazzetten die 100 reichsten staaatsbürger, die 100 bestangezogenen, die 100 sexysten (seltsames wort!) hauptsache es gibt eine rangordnung, dann kennt sich jeder aus.
die wichtigste aller rangordnungen sit die der öffentlichen aufmerksamkeit. millionen menschen buhlen um ein quentchen öffentlichkeit. als hätte der tschechische künstler andy warhol mit seiner diktion "jeder kann für 15min ein star sein" diese entwicklung vorausgesehen, heute hat sich etwas verändert, es gilt "jeder will ein star sein". natürlich wird diese währung peinlich genau gemessen und protokolliert, im internet gelten klickraten der eigenen seite als goldene grahle, je höher diese desto mehr selbst wird der autor respektive besitzer. der erstaunliche wahn zum exhibitionismus im netz, der schlichtweg vor gar nichts halt macht, ist nur unter diesem aspekt zu verstehen. schau her hier bin ich, seht alle, alle her, erst dann bin ich's wirklich. 
es gibt keine noch so dämliche fernsehsendung, in welcher die protagonisten im besten falle zum affen gemacht werden, die an mangelnden teilnehmern leidet, natürlich unter der voraussetzung, die sendung ist bekannt und hat eine beträchtliche breitenwirksamkeit. das um aufmerksamkeit heischende volk rennt den castings (so heißen die neuerdings) -tanten und -typen die türen ein. alles nur um gesehen zu werden und möglichst auch in einer printgazzette in irgend einem ranking dann vorkommen. 
damit werden die rankings, die reihenfolgen zu perfekten karotten, welche das p.t. volk dinge tun läßt, die sie wohl freiwillig niemals auch nur denken würden. sie arbeiten bis zum umfallen, keuchen und kotzen sich diverse berge hinauf, lassen sich televisionär bis zur schamgrenze vereiern, ja verkaufen sogar, wenns sein muß ihre großmutter, nur weil permanent eine  virtuelle zahl in einem virtuellen ranging vor ihren augen herumtanzt. esel zieh!